Leserbrief zum Papstbesuch in Deutschland (2012)


Als evangelischer Christ habe ich dem Papstbesuch mit kritischer Neugier entgegengesehen. Doch mein Glaube wurde durch ihn nicht gestärkt. Außer einer höchst gelehrten Rede vor dem Bundestag - nahezu in Augenhöhe mit dessen Abgeordneten und Gästen - und einer dank ihrer eigentümlichen Schönheit und Würde berührenden Abschlussmesse in Freiburg, die das Fernsehen übertrug, habe ich von diesem Papst nur Belehrungen, Zurückweisungen, demonstratives Nicht-Eingehen auf ernsthafteste Bitten und irrige Zeitdeutungen vernommen. Für mich unverständlich, dass dieser Mann noch immer als hohe, wenn nicht höchste Autorität betrachtet wird und sich selbst betrachtet. Was er jedenfalls nicht war und wohl auch nicht sein wollte: 'Pontifex' - Brückenbauer. Er kam am andern Ufer gar nicht erst an.

Sein fundamentalster Selbstwiderspruch ist sein Amt selbst und dessen absurder Unfehlbarkeitsanspruch. Dieser Anspruch, ursprünglich nur für (seltene) Lehrsätze ‚ex cathedra', also in ausdrücklich begrenzter Position, erhoben, frisst sich inzwischen - immer weiter in alles Denken und Urteilen und so auch in alles Wahrnehmungsvermögen des Papstes und seiner Gefolgschaft hinein („die ich rief, die Geister..."). Am Ende erscheint dann sogar jede Weise menschlichen Glaubens und Vertrauens auf Erden, welches nicht romorientiert ist, als Fehl- oder Unglaube, und einzig die katholische Glaubensdoktrin gilt noch als rechtmäßig.

Gastgeschenke, einen uralten, in allen Kulturen heiligen Brauch, denunziert dieser Papst gar als ‚Kompromißlertum'. Und während er selbst alle Werte und Erkenntnisse dieser Welt außer den in Rom entwickelten relativiert, beklagt er sich über wachsenden ‚Relativismus'. Schließlich erklärt er - für mich seine größte Anmaßung - unsere Zeit als eine des schwindenden ‚Glaubens', gegen die allein die unbedingte Orientierung an der römischen Lehre und Macht helfe. Dabei dürfte das Gegenteil der Wahrheit näher kommen: bei hoher Glaubensbereitschaft in vielen Zeitgenossen ist eine immer stärkere Abkehr von dieser Kirche (und anderen) zu erkennen. Gleichwohl unbeirrt und immer aufs neue die Attitude des Papstes: die Attitude eines, der sich im Besitz der einzig rechten Wahrheit wähnt und sich von daher alle Menschen zu belehren in der Lage und berechtigt sieht. Das ist das Gegenteil einer geistigen und moralischen Autorität.

Traurig zu sagen und zu empfinden: der Papst ist ein Gefangener - ein Gefangener seines als unfehlbar angesehenen Kirchen- und Glaubenssystems. Als solcher aber kann er niemanden in die Freiheit des Evangeliums führen, und sein Auftreten erregt bestenfalls - Mitleid.

 

 

<table><tr><td> <h1>Zusammenfassung: ! ()</h1> <h3></h3> <p>Homepage von Hartwig Drude</p> <br> <a href="http://www.immo-la.de/Impressum/impressum.php"> &amp; </a><br>